Das immunologische Gedächtnis - die Fähigkeit, sich an einen Krankheitserreger zu erinnern und bei späterem Aufeinandertreffen schnell und stärker auf ihn zu reagieren - ist eine grundlegende Eigenschaft des Immunsystems, die von Untergruppen der weißen Blutkörperchen, den B- und T-Zellen, vermittelt wird. Es ist bekannt, dass mesenchymale Stromazellen (MSZs) im Knochenmark und in den peripheren lymphatischen Organen das T-Zell-Gedächtnis fördern, indem sie überlebensfreundliche Nischen einrichten, aber die genauen Mechanismen, durch die sie die Langlebigkeit der T-Zellen unterstützen, sind noch nicht ausreichend verstanden.
Dank der Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft wird Prof. Gattinoni - Lehrstuhl für Funktionelle Immunzellmodulation an der Universität Regensburg - die bahnbrechende Idee erforschen, nach der MSZs die Entwicklung und das langfristige Fortbestehen von T-Gedächtniszellen fördern können, indem sie ihre Mitochondrien spenden und dadurch den Stoffwechsel der T-Zellen verändern. Die Gruppe von Prof. Gattinoni hat vor kurzem herausgefunden, dass MSZs ihre Mitochondrien in der Kulturschale in CD8+ T-Zellen übertragen können, was deren metabolische Fitness und Funktion verbessert. Ob der Mitochondrientransfer von MSZs in CD8+ T-Zellen während der Immunantwort auf bestimmte Krankheitserreger stattfindet und welche Folgen dies hat, will das Team von Prof. Gattinoni in diesem Projekt herausfinden.
"Die Ergebnisse dieser Studien werden unser Verständnis davon, wie MSZs und stromale Nischen die Entstehung und Aufrechterhaltung des immunologischen Gedächtnisses steuern, neu definieren", sagt Jeremy Baldwin, Postdoktorand im Labor von Prof. Gattinoni, der das Projekt leiten wird. Die Arbeit zielt auch darauf ab, die Mechanismen zu entschlüsseln, die den Mitochondrientransfer steuern, und dieses Wissen zu nutzen, um den Mitochondrientransfer für künftige therapeutische Anwendungen künstlich zu verstärken. "Das entdeckte neue biologische Wissen wird große Auswirkungen auf die Entwicklung neuartiger Impfstrategien gegen Krankheitserreger haben und radikale Innovationen bei der Entwicklung neuer T-Zell-basierter Krebsimmuntherapien bedingen", sagt Prof. Gattinoni.
Leibniz-Institut für Immuntherapie und Universität Regensburg als idealer Rahmen
Das Gattinoni-Labor ist eingebettet in das neue Leibniz-Institut für Immuntherapie (LIT). Das LIT bietet den idealen Rahmen für das Reinhart Koselleck-Projekt, da es sich ganz der Entwicklung von Immuntherapien mit einem starken Fokus auf T-Zell-Therapien widmet. Seine hochmoderne Instrumentierung und die Nähe zum Vivarium und den Live-Imaging-Einrichtungen der Universität Regensburg werden die erfolgreiche Durchführung dieses ehrgeizigen Projekts ermöglichen.
"Diese Forschung kann neue Einsichten in die Biologie der interzellulären Kommunikation gewähren und den Weg für die Entwicklung der Organellen-Therapie als neues wissenschaftliches Teilgebiet bereiten", sagt Prof. Philipp Beckhove. Der Präsident der Universität Regensburg, Prof. Dr. Udo Hebel, unterstreicht: "Die Universität Regensburg erhält zum zweiten Mal in Folge diesen prestigeträchtigen Förderpreis. Dies unterstreicht einmal mehr unsere Fähigkeit, Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zu locken und ihnen ein exzellentes, wissenschaftlich erfolgreiches Umfeld zu bieten."
Über das Reinhart Koselleck-Projekt
Mit diesem DFG-Programm können wissenschaftlich herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler besonders innovative und risikoreiche Projekte verfolgen, die nicht im Rahmen anderer DFG-Programme oder der eigenen Einrichtung gefördert werden können. Der renommierte und selten vergebene Preis ist nach Reinhart Koselleck benannt, einem "Querdenker" und einem der bedeutendsten deutschen Historiker des 20. Jahrhunderts.
Weitere Informationen unter
https://www.dfg.de/foerderung/programme/einzelfoerderung/reinhart_koselleck_projekte/